An die Nachwelt

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Aus Zügen geworfen, unter der Erde verscharrt, in Thermoskannen versteckt – die letzten Nachrichten und Zeitzeugnisse von NS-Opfern gegen das Vergessen bilden einen Atlas der Individualität. Wir werden die Dimension des Holocaust nicht begreifen ohne den Blick darauf, wer vernichtet wurde. Wir müssen die Aufzeichnungen bergen, wiederbeleben und weitergeben. Sie sind der Imperativ des Humanismus: Seht die Menschen!
Wir müssen das Böse fürchten lernen. Es war möglich. Es ist möglich. Es bleibt möglich. Vergessen nimmt uns die Angst – vor den Möglichkeiten der Politik.

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26. Juni 1944
Kurt Müller
Heute, Montag, 15 Uhr, wird meinem Leben ein Ende gesetzt. Ich habe es nicht so schwer wie Du und der Junge. Es ist traurig, dass ich nicht mehr erfahren habe, wie es dem Jungen geht, ob seine Verwundung schwer ist. Ich weiß nicht, ob Du noch lebst, denn ich habe von Dir ja auch schon 7 Wochen keine Nachricht. Sollten die letzten Zeilen Dich noch lebend erreichen, so bitte ich Dich, sei nicht traurig, ich habe dann alles überstanden.
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Kurt Müller 26. Juni 1944 Heute, Montag, 15 Uhr, wird meinem Leben ein Ende gesetzt. Ich habe es nicht so schwer wie Du und der Junge. Es ist traurig, dass ich nicht mehr erfahren habe, wie es dem Jungen geht, ob seine Verwundung schwer ist. Ich weiß nicht, ob Du noch lebst, denn ich habe von Dir ja auch schon 7 Wochen keine Nachricht. Sollten die letzten Zeilen Dich noch lebend erreichen, so bitte ich Dich, sei nicht traurig, ich habe dann alles überstanden.
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Nachwort

Ich habe Angst vor Menschen – ich habe vor nichts solche Angst wie vor Menschen. Wie gut und wie böse sie werden können, dafür gibt es kein Maß, keine Basis, keine Sicherheit.

[…] Hier waren aber kleine Beamte, Handwerker, junge Mädchen, Frauen. Die ganze Bosheit, die ihnen innewohnte, hätte sich unter anderen Umständen höchstens in Tratsch, Übervorteilen, Tyrannei im Familienkreis und dergleichen ausgelebt.

Grete Salus