An die Nachwelt

An die Nachwelt

Filter
Random
zurück
Vorwort
Random
Nachwort
07. September 1944
Abel J. Herzberg
Schon in der Physikstunde in der Schule hat uns der Lehrer erklärt, dass, wenn man ein Fass mit Murmeln oder anderen Körpern nimmt und diese unter Druck setzt, sich die Murmeln oder die anderen Körper dann keineswegs solidarisch zusammenschließen, um Gegendruck zu erzeugen, sondern dass jeder Körper zuerst zu entweichen versucht. Er drückt und presst gegen seine Nachbarn an, versucht, diese kaputt zu drücken, um Raum zu gewinnen. Und jeder Körper, der diesen Druck fühlt, gibt diesen unmittelbar weiter bis hin zu den Körpern, die an der Wand des Fasses liegen und die an einer Seite keinen Nachbarn mehr haben. Diese versuchen daher entweder die Wände einzudrücken oder durch sie hindurch oder an ihnen entlang zu entkommen. Genau so reagiert der Mensch, der im übertragenen Sinne plötzlich unter Druck gesetzt wird. Von einem kollektiven Gegendruck kann am Anfang sicher keine Rede sein. Jeder versucht zunächst den Druck weiterzugeben, zu entkommen und seine Individualität unversehrt zu retten. Es nützt uns wenig, darüber zu jammern. So manche Gruppe, so manches Volk, so manche Klasse hat dieser Tatsache ihren bzw. einen Untergang zuzuschreiben, wohl wissend, dass es anders sein müsste und könnte. Wie dem auch sei, wir sind nun einmal nicht anders.
teilen
Social Media
Link zum Post
https://an-die-nachwelt.de/abel-j-herzberg-07-september-1944-widerstand-29
kopieren
Reiner Text
Abel J. Herzberg 07. September 1944 Schon in der Physikstunde in der Schule hat uns der Lehrer erklärt, dass, wenn man ein Fass mit Murmeln oder anderen Körpern nimmt und diese unter Druck setzt, sich die Murmeln oder die anderen Körper dann keineswegs solidarisch zusammenschließen, um Gegendruck zu erzeugen, sondern dass jeder Körper zuerst zu entweichen versucht. Er drückt und presst gegen seine Nachbarn an, versucht, diese kaputt zu drücken, um Raum zu gewinnen. Und jeder Körper, der diesen Druck fühlt, gibt diesen unmittelbar weiter bis hin zu den Körpern, die an der Wand des Fasses liegen und die an einer Seite keinen Nachbarn mehr haben. Diese versuchen daher entweder die Wände einzudrücken oder durch sie hindurch oder an ihnen entlang zu entkommen. Genau so reagiert der Mensch, der im übertragenen Sinne plötzlich unter Druck gesetzt wird. Von einem kollektiven Gegendruck kann am Anfang sicher keine Rede sein. Jeder versucht zunächst den Druck weiterzugeben, zu entkommen und seine Individualität unversehrt zu retten. Es nützt uns wenig, darüber zu jammern. So manche Gruppe, so manches Volk, so manche Klasse hat dieser Tatsache ihren bzw. einen Untergang zuzuschreiben, wohl wissend, dass es anders sein müsste und könnte. Wie dem auch sei, wir sind nun einmal nicht anders.
kopieren
Bildatei