An die Nachwelt

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12. September 1944
Abel J. Herzberg
Hier kommen keine Familien zusammen, denn die gibt es nicht, ein ernstes Gesicht ist ein überflüssiger Luxus, und ein Testament kann man hier auch ohne Notar machen. Es gibt tatsächlich Leute, die das tun. Testamente werden anerkannt. Und die Arbeit ist einfach mörderisch. [...] Zwei unserer Männer wohnen seit acht Monaten abgesondert. Man sagt, dass sie für das Krematorium zuständig seien. Sie sprechen mit niemandem, sie kommen mit niemandem in Kontakt, ihr Essen wird von einem Scharführer irgendwohin gestellt, sie holen es ab. Sie haben den ganzen Tag eine einzige Beschäftigung: Sie machen Besen aus kleinen Ästen. Diese legen sie irgendwo hin, wo sie abgeholt werden. Seit acht Monaten haben sie außer miteinander mit niemandem gesprochen. Sie sehen niemanden, nur die verzerrten Gesichter der Leichen.
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Abel J. Herzberg 12. September 1944 Hier kommen keine Familien zusammen, denn die gibt es nicht, ein ernstes Gesicht ist ein überflüssiger Luxus, und ein Testament kann man hier auch ohne Notar machen. Es gibt tatsächlich Leute, die das tun. Testamente werden anerkannt. Und die Arbeit ist einfach mörderisch. [...] Zwei unserer Männer wohnen seit acht Monaten abgesondert. Man sagt, dass sie für das Krematorium zuständig seien. Sie sprechen mit niemandem, sie kommen mit niemandem in Kontakt, ihr Essen wird von einem Scharführer irgendwohin gestellt, sie holen es ab. Sie haben den ganzen Tag eine einzige Beschäftigung: Sie machen Besen aus kleinen Ästen. Diese legen sie irgendwo hin, wo sie abgeholt werden. Seit acht Monaten haben sie außer miteinander mit niemandem gesprochen. Sie sehen niemanden, nur die verzerrten Gesichter der Leichen.
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