An die Nachwelt

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26. August 1944
Abel J. Herzberg
Wir sind hier nur allzu oft Zeuge dessen, wie die Häftlinge von ihren Kapos misshandelt werden. Arme Kerle! Wenn wir das sehen, dann haben wir dagegen nichts zu klagen. Und dann wird uns wieder einmal bewusst, welch seltsames Phänomen es doch ist, dass ein Mensch sein an sich unerträgliches Schicksal akzeptiert, weil das Schicksal eines anderen noch unerträglicher ist. Braucht Hitler vielleicht deswegen die ganze Judenverfolgung? Möchte er den unzufriedenen Völkern sagen können: „Schaut euch einmal die Juden an, denen geht es noch viel schlechter.“ [...] Mögen wir auch noch so mitleidsvoll und mögen wir auch noch so menschenfreundlich sein – das Leiden unserer Mitmenschen bringt uns immer Tröstung. [...] Regieren kann sehr gut bedeuten, Leid zu verteilen, und es kann im Interesse der Regierenden liegen, dass dies nicht immer gerecht geschieht.
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Abel J. Herzberg 26. August 1944 Wir sind hier nur allzu oft Zeuge dessen, wie die Häftlinge von ihren Kapos misshandelt werden. Arme Kerle! Wenn wir das sehen, dann haben wir dagegen nichts zu klagen. Und dann wird uns wieder einmal bewusst, welch seltsames Phänomen es doch ist, dass ein Mensch sein an sich unerträgliches Schicksal akzeptiert, weil das Schicksal eines anderen noch unerträglicher ist. Braucht Hitler vielleicht deswegen die ganze Judenverfolgung? Möchte er den unzufriedenen Völkern sagen können: „Schaut euch einmal die Juden an, denen geht es noch viel schlechter.“ [...] Mögen wir auch noch so mitleidsvoll und mögen wir auch noch so menschenfreundlich sein – das Leiden unserer Mitmenschen bringt uns immer Tröstung. [...] Regieren kann sehr gut bedeuten, Leid zu verteilen, und es kann im Interesse der Regierenden liegen, dass dies nicht immer gerecht geschieht.
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