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Reiner Text
Alfred Schmidt-Sas
04. April 1943
Ich nähere mich wieder einer Dämmerung… es ist die Dämmerung, die den Morgen und den neuen Tag verkündet. Diesen vermag ich mir nicht anders vorzustellen als mit Dir, an Dir, in Dir… Es ist fünf Stunden später; eben bin ich nach sieben verlegt worden, d.h. heute Abend, in weiteren fünf Stunden, werde ich hingerichtet.
Letzter Brief
Am hohen blassblauen Frühlingshimmel stand eine kleine weiße Wolke. Einige Atemzüge später hatte sie sich im All aufgelöst. War sie deshalb weniger da als vorher? Nichts kann vergehen, was einmal war. Es bleibt im Weltgesicht! [...]
Und eine gnadenvolle Fügung war Dein letzter Besuch, unsere letzte sinnlich-sichtbare Vereinigung; wenn wir die Zukunft gewusst hätten, wären wir wohl nicht stark genug gewesen. So sehe ich Dich bei mir als Bild glückseligster Hoffnung und ich sterbe, als ob ich im Kuss an Deinen Lippen hinge. [...]
Meine Bitte: Verschließ Dich nicht der Schönheit dieser Welt, gib Dich dem Leben hin, bringe durch Dein Wesen, Deine Kunst, durch Deine Stimme Freude, Glück, Güte und Friede. Wie gern wollte ich Dir dabei helfen! Lass alle wissen, die mit an mir gebaut haben, dass die letzten Stunden und der Tod die Krönung meines Lebens sind, dass ich bleibe ganz der Deine!
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