An die Nachwelt

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08. November 1943
Anne Frank
Es ist dumm, dass ich hier im Hinterhaus so abhängig bin von Stimmungen. Aber ich bin es nicht allein, wir sind es alle. Lese ich ein Buch und stehe stark unter seinem Eindruck, muss ich mich immer erst zur Ordnung rufen, ehe ich mich wieder sehen lasse, sonst würden die anderen denken, ich sei ein bisschen verdreht. Du merkst sicher, dass ich mich wieder in einer ganz niedergeschlagenen und mutlosen Periode befinde. Warum, kann ich Dir wirklich nicht sagen, denn es liegt kein Grund vor, aber ich glaube, es ist eine gewisse Feigheit, die ich eben zeitweise nicht überwinden kann. Heute Abend wurde andauernd und scharf geschellt. Ich wurde weiß wie ein Tuch, bekam Leibschmerzen und Herzklopfen und verging beinahe vor Angst. Wenn ich abends im Bett bin, habe ich schreckliche Visionen. Dann sehe ich mich allein im Gefängnis ohne Vater und Mutter. Manchmal irre ich irgendwo herum, oder unser Hinterhaus steht in Flammen, oder sie kommen des Nachts, um uns wegzuholen. Ich fühle das alles wie Wirklichkeit und komme nicht von dem Gedanken los, dass gleich etwas Schreckliches passieren muss.
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Reiner Text
Anne Frank 08. November 1943 Es ist dumm, dass ich hier im Hinterhaus so abhängig bin von Stimmungen. Aber ich bin es nicht allein, wir sind es alle. Lese ich ein Buch und stehe stark unter seinem Eindruck, muss ich mich immer erst zur Ordnung rufen, ehe ich mich wieder sehen lasse, sonst würden die anderen denken, ich sei ein bisschen verdreht. Du merkst sicher, dass ich mich wieder in einer ganz niedergeschlagenen und mutlosen Periode befinde. Warum, kann ich Dir wirklich nicht sagen, denn es liegt kein Grund vor, aber ich glaube, es ist eine gewisse Feigheit, die ich eben zeitweise nicht überwinden kann. Heute Abend wurde andauernd und scharf geschellt. Ich wurde weiß wie ein Tuch, bekam Leibschmerzen und Herzklopfen und verging beinahe vor Angst. Wenn ich abends im Bett bin, habe ich schreckliche Visionen. Dann sehe ich mich allein im Gefängnis ohne Vater und Mutter. Manchmal irre ich irgendwo herum, oder unser Hinterhaus steht in Flammen, oder sie kommen des Nachts, um uns wegzuholen. Ich fühle das alles wie Wirklichkeit und komme nicht von dem Gedanken los, dass gleich etwas Schreckliches passieren muss.
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