An die Nachwelt

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21. Oktober 1941
Camille Mogenet
Denke nicht, Dein Bruder sei eine Beute der Furcht, der Verzweiflung (diese Worte scheinen mir ohne jeden Sinn): in meinen Augen sind keine Tränen; wenn Du mich sehen könntest, sähest Du nur Ruhe und Vertrauen. Ich lebe in einer Gesammeltheit, die Du beneiden müsstest; ich bin nicht egoistisch, wenn ich in mir wie eine Freude empfinde, die Freude, in einigen Stunden die Unendlichkeit kennenzulernen, welche Dich auch Deine Studien und Deine Gebete noch nicht verstehen lassen können, ich lebe keineswegs in einer Agonie, ich lebe schon ein neues Leben. [...] Der Tod gleicht die Gefühle aus, eint sie. Und ich verbringe meine letzte Nacht in einer anderen Zelle, die von einer Ruhe erfüllt ist, die, weit entfernt, mich zu erschrecken, mich vielmehr beruhigt und der Vision meines ewigen Morgen, das ein ewiges Heute sein wird, noch mehr Größe gibt.
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Camille Mogenet 21. Oktober 1941 Denke nicht, Dein Bruder sei eine Beute der Furcht, der Verzweiflung (diese Worte scheinen mir ohne jeden Sinn): in meinen Augen sind keine Tränen; wenn Du mich sehen könntest, sähest Du nur Ruhe und Vertrauen. Ich lebe in einer Gesammeltheit, die Du beneiden müsstest; ich bin nicht egoistisch, wenn ich in mir wie eine Freude empfinde, die Freude, in einigen Stunden die Unendlichkeit kennenzulernen, welche Dich auch Deine Studien und Deine Gebete noch nicht verstehen lassen können, ich lebe keineswegs in einer Agonie, ich lebe schon ein neues Leben. [...] Der Tod gleicht die Gefühle aus, eint sie. Und ich verbringe meine letzte Nacht in einer anderen Zelle, die von einer Ruhe erfüllt ist, die, weit entfernt, mich zu erschrecken, mich vielmehr beruhigt und der Vision meines ewigen Morgen, das ein ewiges Heute sein wird, noch mehr Größe gibt.
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