An die Nachwelt

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1944
Ernst Knaack
Nun bitte ich Dich, lieber Bruder, Dich Ursulas später anzunehmen, dass sie einmal ihren Vater kennen wird, dass sie einmal verstehen wird, wer ihr Vater war und warum er starb. Wenn Du ihr dann einmal später diesen Abschiedsbrief an Dich zeigen kannst oder mit ihr davon sprechen wirst und sie mich dann versteht, bewusst versteht, und nichts weiter an ihrem Vater findet als Gleiches in ihr, dann, lieber Bruder, wirst Du meine letzte Bitte erfüllt haben und meine Tochter Fortsetzung meines Lebens sein. Denn so schwach ich auch oft im Leben in persönlichen Dingen gewesen bin, so unbeugsam war ich doch in einem: meiner Pflicht, so wie ich sie mir selbst gestellt, in der grundsätzlichen Haltung meiner Lebensauffassung. Eins noch gibt mir die unendliche innere Ruhe zum Ertragen meines Schicksals, ein freies, unbelastetes Gewissen. Ich habe niemanden etwas Schlechtes zugefügt, habe nicht die geringste Schuld am Schicksal anderer. Ich werde sterben in der ruhigen Gewissheit, dass niemand mir fluchen wird, dass mich keine Schuld trifft am Leiden anderer, dass ich in jeder Beziehung unbelastet blieb, und wenn man meiner gedenken wird, dann nur im Guten.
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Ernst Knaack 1944 Nun bitte ich Dich, lieber Bruder, Dich Ursulas später anzunehmen, dass sie einmal ihren Vater kennen wird, dass sie einmal verstehen wird, wer ihr Vater war und warum er starb. Wenn Du ihr dann einmal später diesen Abschiedsbrief an Dich zeigen kannst oder mit ihr davon sprechen wirst und sie mich dann versteht, bewusst versteht, und nichts weiter an ihrem Vater findet als Gleiches in ihr, dann, lieber Bruder, wirst Du meine letzte Bitte erfüllt haben und meine Tochter Fortsetzung meines Lebens sein. Denn so schwach ich auch oft im Leben in persönlichen Dingen gewesen bin, so unbeugsam war ich doch in einem: meiner Pflicht, so wie ich sie mir selbst gestellt, in der grundsätzlichen Haltung meiner Lebensauffassung. Eins noch gibt mir die unendliche innere Ruhe zum Ertragen meines Schicksals, ein freies, unbelastetes Gewissen. Ich habe niemanden etwas Schlechtes zugefügt, habe nicht die geringste Schuld am Schicksal anderer. Ich werde sterben in der ruhigen Gewissheit, dass niemand mir fluchen wird, dass mich keine Schuld trifft am Leiden anderer, dass ich in jeder Beziehung unbelastet blieb, und wenn man meiner gedenken wird, dann nur im Guten.
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