An die Nachwelt

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[undatiert]
Ernst Wiechert
Seine Wunden vernarbten, aber was hier gewesen war, vernarbte nicht. Es würde keine Haut darüber wachsen, der Zeit, oder der Vergesslichkeit, oder der wachsenden Gleichgültigkeit. Sie würden immer offen bleiben, und jede Falte des Tages oder der Nacht würde sie scheuern und schmerzen. Denn was hier geschehen war, war nicht zwischen Männern geschehen wie im Kriege. Es war nicht einmal zwischen Herren und Knechten geschehen, sondern eben zwischen Henkern und Opfern. [...] Die Wunden, die Johannes davontrug, waren nicht nur seine eigenen Wunden, nicht nur die der Tausend, die er hier zurückließ, ja, nicht nur einmal die seines Volkes. Die ganze Menschheit war geschändet worden, und wer sagte ihm, dass dies hier nur bei seinem eigenen Volke möglich war und bei den anderen “Diktaturen”? Die Zeit hatte den Grund der Völker aufgegraben, und aus der Tiefe waren stinkende Quellen aufgebrochen.
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Ernst Wiechert [undatiert] Seine Wunden vernarbten, aber was hier gewesen war, vernarbte nicht. Es würde keine Haut darüber wachsen, der Zeit, oder der Vergesslichkeit, oder der wachsenden Gleichgültigkeit. Sie würden immer offen bleiben, und jede Falte des Tages oder der Nacht würde sie scheuern und schmerzen. Denn was hier geschehen war, war nicht zwischen Männern geschehen wie im Kriege. Es war nicht einmal zwischen Herren und Knechten geschehen, sondern eben zwischen Henkern und Opfern. [...] Die Wunden, die Johannes davontrug, waren nicht nur seine eigenen Wunden, nicht nur die der Tausend, die er hier zurückließ, ja, nicht nur einmal die seines Volkes. Die ganze Menschheit war geschändet worden, und wer sagte ihm, dass dies hier nur bei seinem eigenen Volke möglich war und bei den anderen “Diktaturen”? Die Zeit hatte den Grund der Völker aufgegraben, und aus der Tiefe waren stinkende Quellen aufgebrochen.
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