An die Nachwelt

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[undatiert]
Ernst Wiechert
Das Hindernis zeigte zunächst einen breiten niedrigen Streifen, [...] ( [...] in den diejenigen sich zu werfen pflegten, die mit ihrem Dasein auf diese Weise ein Ende machen wollten; sie wurden dann von den Posten auf kurze Entfernung erschossen, obwohl von einer Flucht bei einem in diesen Drähten Hängenden natürlich nicht die Rede sein konnte). Dahinter stieg die hohe Wand der elektrisch geladenen Drahtmauer auf, mit Lampen gesäumt und von hohen Holztürmen unterbrochen, auf denen Posten mit Maschinengewehren standen. – Aus einem Bunker drang während der ganzen Zeit, die sie hier standen – es waren wieder zwei Stunden – die wilde, klagende, sinnlose Stimme eines Wahnsinnigen, den man mit einem evangelischen Pfarrer zusammengesperrt hatte. Aus anderen drang der scharfe Laut herniederfallender Schläge und das fast unmenschliche Geschrei und Gestöhne der Misshandelten. Über allem stand ein hoher blauer Himmel mit weißen Wolken, die über das helle Grün der Buchenwipfel lautlos glitten. Währenddes erteilte der Pfarrerssohn die “einführende Instruktion”. Wer sich dem Drahtverhau auf dreißig Meter näherte, würde “abgeschossen”. Wer einem Befehl nicht gehorchte, würde “abgeschossen”. Wer sich einem Wachtposten während der Arbeit auf weniger als sechs Meter näherte, würde “abgeschossen”. Sollte in einer der Baracken zur Nachtzeit ein Brand ausbrechen, so war das Verlassen des brennenden Raumes verboten, und das Feuer aller Maschinengewehre würde auf diese Baracke gerichtet. Während er diese einfachen Gesetze verkündete, trat er mitunter auf einen der Gefangenen zu, schlug ihn ins Gesicht oder trat ihn mit Füßen, weil Haltung oder Gesicht des Betroffenen ihm nicht zusagten. –
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https://an-die-nachwelt.de/ernst-wiechert-undatiert-dokumentation-102
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Ernst Wiechert [undatiert] Das Hindernis zeigte zunächst einen breiten niedrigen Streifen, [...] ( [...] in den diejenigen sich zu werfen pflegten, die mit ihrem Dasein auf diese Weise ein Ende machen wollten; sie wurden dann von den Posten auf kurze Entfernung erschossen, obwohl von einer Flucht bei einem in diesen Drähten Hängenden natürlich nicht die Rede sein konnte). Dahinter stieg die hohe Wand der elektrisch geladenen Drahtmauer auf, mit Lampen gesäumt und von hohen Holztürmen unterbrochen, auf denen Posten mit Maschinengewehren standen. – Aus einem Bunker drang während der ganzen Zeit, die sie hier standen – es waren wieder zwei Stunden – die wilde, klagende, sinnlose Stimme eines Wahnsinnigen, den man mit einem evangelischen Pfarrer zusammengesperrt hatte. Aus anderen drang der scharfe Laut herniederfallender Schläge und das fast unmenschliche Geschrei und Gestöhne der Misshandelten. Über allem stand ein hoher blauer Himmel mit weißen Wolken, die über das helle Grün der Buchenwipfel lautlos glitten. Währenddes erteilte der Pfarrerssohn die “einführende Instruktion”. Wer sich dem Drahtverhau auf dreißig Meter näherte, würde “abgeschossen”. Wer einem Befehl nicht gehorchte, würde “abgeschossen”. Wer sich einem Wachtposten während der Arbeit auf weniger als sechs Meter näherte, würde “abgeschossen”. Sollte in einer der Baracken zur Nachtzeit ein Brand ausbrechen, so war das Verlassen des brennenden Raumes verboten, und das Feuer aller Maschinengewehre würde auf diese Baracke gerichtet. Während er diese einfachen Gesetze verkündete, trat er mitunter auf einen der Gefangenen zu, schlug ihn ins Gesicht oder trat ihn mit Füßen, weil Haltung oder Gesicht des Betroffenen ihm nicht zusagten. –
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