An die Nachwelt

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[undatiert]
Georg Groscurth
Nun ist es also soweit. In einer halben Stunde wird das Urteil vollstreckt. Ich bin ganz gefasst, weil ich ja immer damit gerechnet habe. (Entschuldige die schlechte Schrift, ich schreibe mit Fesseln.) Könnte ich Dir nur all das danken, könnte ich Dir nur alle Liebe sagen, die ich immer für Dich empfunden habe. Auch während all der schweren Tage meiner Haft hast Du mir so viel an Güte und unendlicher Liebe gegeben, so viel menschliche Größe hab ich bei Dir empfunden. Bleibe so fest, wie Du immer warst. Du weißt ja, dass es kein Zufall war, sondern mein Schicksal. Ich habe nichts zu bereuen, nur den großen Schmerz, den einzigen, um den ich während der ganzen Zeit getrauert habe, dass Du nun so allein leben musst. Die Kinder werden auch ohne mich gut aufwachsen, alle, die mich lieben, werden ihnen helfen. Deswegen sterbe ich ganz ruhig. Sie rappeln schon mit den Schlüsseln! Grüße alle, die mir nahestanden, sage, dass ich ihrer oft gedacht. Lass Dich umarmen. Denke daran, dass wir für eine bessere Zukunft starben, für ein Leben ohne Menschenhass. Ich habe die Menschen sehr geliebt und hätte sicher noch viel Gutes getan. Es hat nicht sollen sein. Noch 5 Minuten! Jetzt kann ich also nicht mehr an die anderen der Familie schreiben. Dein lieber guter Vater und die Mammie, möge es ihnen immer gut gehen. Meine liebe, gute, treue Mutter, mach Dir keinen Kummer, ich sterbe stolz und ungebrochen. Du hattest einen guten Sohn. Ich küsse Dich. Ich wünsche Dir ein Leben voll Freude mit den Kindern. Du wirst ihnen alles so erzählen, dass sie sich ihres Vaters nicht zu schämen brauchen. Gleich ist‘s Schluss. Gute Du, mit dem edlen lieben Herzen. Du wirst es richtig tragen. Verzage nie. Denke, wie ich immer alles gemacht hätte. Ich umarme Dich und alle Lieben. Dein Georg
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Reiner Text
Georg Groscurth [undatiert] Nun ist es also soweit. In einer halben Stunde wird das Urteil vollstreckt. Ich bin ganz gefasst, weil ich ja immer damit gerechnet habe. (Entschuldige die schlechte Schrift, ich schreibe mit Fesseln.) Könnte ich Dir nur all das danken, könnte ich Dir nur alle Liebe sagen, die ich immer für Dich empfunden habe. Auch während all der schweren Tage meiner Haft hast Du mir so viel an Güte und unendlicher Liebe gegeben, so viel menschliche Größe hab ich bei Dir empfunden. Bleibe so fest, wie Du immer warst. Du weißt ja, dass es kein Zufall war, sondern mein Schicksal. Ich habe nichts zu bereuen, nur den großen Schmerz, den einzigen, um den ich während der ganzen Zeit getrauert habe, dass Du nun so allein leben musst. Die Kinder werden auch ohne mich gut aufwachsen, alle, die mich lieben, werden ihnen helfen. Deswegen sterbe ich ganz ruhig. Sie rappeln schon mit den Schlüsseln! Grüße alle, die mir nahestanden, sage, dass ich ihrer oft gedacht. Lass Dich umarmen. Denke daran, dass wir für eine bessere Zukunft starben, für ein Leben ohne Menschenhass. Ich habe die Menschen sehr geliebt und hätte sicher noch viel Gutes getan. Es hat nicht sollen sein. Noch 5 Minuten! Jetzt kann ich also nicht mehr an die anderen der Familie schreiben. Dein lieber guter Vater und die Mammie, möge es ihnen immer gut gehen. Meine liebe, gute, treue Mutter, mach Dir keinen Kummer, ich sterbe stolz und ungebrochen. Du hattest einen guten Sohn. Ich küsse Dich. Ich wünsche Dir ein Leben voll Freude mit den Kindern. Du wirst ihnen alles so erzählen, dass sie sich ihres Vaters nicht zu schämen brauchen. Gleich ist‘s Schluss. Gute Du, mit dem edlen lieben Herzen. Du wirst es richtig tragen. Verzage nie. Denke, wie ich immer alles gemacht hätte. Ich umarme Dich und alle Lieben. Dein Georg
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