An die Nachwelt

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[undatiert]
Hanno Günther
Liebe Mutter! Wenn Du diesen Brief erhältst, lebe ich nicht mehr. Ich hoffe und wünsche von ganzem Herzen, dass Du diese Nachricht ebenso ruhig und gefasst aufnimmst, wie ich heute Mittag die Mitteilung von meiner heute Abend zu vollziehenden Hinrichtung entgegennahm. Sei überzeugt, dass ich bis zum letzten Augenblick mich in der Gewalt haben werde, und ich erwarte fest, dass auch Du nicht und niemals verzweifeln wirst, was auch kommen mag. Du schriebst einmal, wir zwei bilden eigentlich eine Einheit, und dies ist auch mein unverbrüchlicher Glaube. Diese Verbundenheit kann nun auf ewig nicht mehr getrennt werden. Bei unverdorbenen Völkern herrscht der schöne Glaube, dass man nach seinem Tode in den Schoß der Mutter zurückkehrt. Dies habe ich, wenn auch in übertragenem Sinne, zu meinem Glauben gemacht. Denn sich, wenn es eine überirdische Macht gibt, so sind wir doch alle nur Ausdrucksformen Gottes. Mit unserem Tode vereinigen wir uns wieder mit dem Ursprung, der eine früher, der andere später. So sind auch wir von nun an wieder unzertrennbar vereint. Wir haben alle hier auf Erden eine Aufgabe zu erfüllen, und meine Aufgabe ist nun erfüllt. Ich komme zu Dir zurück. Dir aber wünsche ich, dass Dir noch in einem recht langen Leben viel Gutes und Schönes beschert werde, dass Du Dir Deinen Lebensmut und Deine Lebensfreude nie rauben lässt und das Du dereinst genauso ruhig und zuversichtlich den unvermeidbaren Gestaltwechsel vollbringst, wie ich ihn zu vollbringen hoffe. Herzlichste Grüße an Dich auf immer von Deinem Hanno
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Reiner Text
Hanno Günther [undatiert] Liebe Mutter! Wenn Du diesen Brief erhältst, lebe ich nicht mehr. Ich hoffe und wünsche von ganzem Herzen, dass Du diese Nachricht ebenso ruhig und gefasst aufnimmst, wie ich heute Mittag die Mitteilung von meiner heute Abend zu vollziehenden Hinrichtung entgegennahm. Sei überzeugt, dass ich bis zum letzten Augenblick mich in der Gewalt haben werde, und ich erwarte fest, dass auch Du nicht und niemals verzweifeln wirst, was auch kommen mag. Du schriebst einmal, wir zwei bilden eigentlich eine Einheit, und dies ist auch mein unverbrüchlicher Glaube. Diese Verbundenheit kann nun auf ewig nicht mehr getrennt werden. Bei unverdorbenen Völkern herrscht der schöne Glaube, dass man nach seinem Tode in den Schoß der Mutter zurückkehrt. Dies habe ich, wenn auch in übertragenem Sinne, zu meinem Glauben gemacht. Denn sich, wenn es eine überirdische Macht gibt, so sind wir doch alle nur Ausdrucksformen Gottes. Mit unserem Tode vereinigen wir uns wieder mit dem Ursprung, der eine früher, der andere später. So sind auch wir von nun an wieder unzertrennbar vereint. Wir haben alle hier auf Erden eine Aufgabe zu erfüllen, und meine Aufgabe ist nun erfüllt. Ich komme zu Dir zurück. Dir aber wünsche ich, dass Dir noch in einem recht langen Leben viel Gutes und Schönes beschert werde, dass Du Dir Deinen Lebensmut und Deine Lebensfreude nie rauben lässt und das Du dereinst genauso ruhig und zuversichtlich den unvermeidbaren Gestaltwechsel vollbringst, wie ich ihn zu vollbringen hoffe. Herzlichste Grüße an Dich auf immer von Deinem Hanno
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