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Reiner Text
Józef Gitler
05. Oktober 1944
Eine Morgenszene. In der Ecke zwischen den Pritschen und dem Abort studiere ich vom frühen Morgen an „Die Epoche der Renaissance in Rom“ (das Buch habe ich von Szenkier bekommen). Auf der Pritsche vor mir spielt Szajn mit irgendjemandem Karten. Direkt daneben erteilt der junge Berger einem Jungen Rechenunterricht, wobei er das aus der Pritsche herausgenommene Brett benutzt. In einiger Entfernung von uns betet eine Gruppe laut in Tallitot. Auf der benachbarten Pritsche lernt Tomkiewicz Englisch, neben ihm lernen Bojman und Lindberg Französisch. In einer anderen Ecke untersucht ein Arzt, selbst Häftling, seinen Leidensgenossen. Daneben feilscht Ajerman mit Prajs, von dem er für Brot einen Anzug kaufen möchte. Auf der oberen Pritsche über mir verbindet Dab seine Geschwüre und dicht neben ihm durchsucht Degensztajn sein Hemd nach Läusen... Das alles passiert auf einer Fläche von etwa 2,5 m. Das ist so ziemlich das normale morgendliche Bild aus unserer Baracke.
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