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Reiner Text
Judith Auer
[undatiert]
Meine geliebte kleine Tochter! Meine liebe, kleine, beste Kameradin!
Ich habe den Wunsch, Dir noch einiges besonders ans Herz zu legen. Zunächst Dein Beruf. Du möchtest Kindergärtnerin werden. Ich billige Deinen Wunsch von ganzem Herzen. Aber denke dabei stets an Deine eigenen Erfahrungen, mein Liebes, und vergiss manchmal, was Du gelernt hast, was Dir beigebracht wurde. Vor allem lass Dich stets von der Liebe leiten. Die Fehler, die man aus wahrer Liebe begeht, sind niemals Sünden, sondern immer wiedergutzumachende Irrtümer.
Du musst nun einen großen Schmerz tragen. Vergrab Dich nicht darin. All die Freude, die ich Dir nicht mehr bereiten kann, mein Liebling, versuche anderen, z. B. Deinen kleinen Schützlingen, zukommen zu lassen.
Die Freude, die man anderen bereitet, strahlt stets auf einen selbst zurück. Sie wird Dir helfen, all das Schwere zu tragen, und Dich trösten.
„Freude, schöner Götterfunken“ ist Beethovens schönstes Werk. Und doch schrieb er es in einer Zeit, da er sehr elend war. Lies einmal über sein Leben nach.
Ich muss jetzt Schluss machen. Bleib stark und tapfer, mein Geliebtes. Ich weiß, Du wirst niemals verlassen sein. Grüß alle Lieben. Ich selbst werde alles mit innerer Ruhe und Gefasstheit ertragen.
Lebe wohl und sei noch einmal in Gedanken geküsst und umarmt von
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