An die Nachwelt

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17. April 1938
Liselotte Herrmann
Ich lese gerade wieder ein schönes Buch von Stifter, auch sonst geht es mir, wie immer, gut. Es ist ja sehr schön, dass der Walter sich so gut allein beschäftigen kann, und der Garten ist ja wohl für einen so kleinen Kerl groß genug. Überhaupt der Garten, der hat mir‘s, glaub‘ ich, am meisten angetan. Darum hat mir auch sicher der Nachsommer von Stifter so gut gefallen, weil er auch besonders von einem sehr schönen Garten handelt. Ich hatte ja schon beim letzten Besuch einiges davon erzählt, was ich daraus gelernt habe: wie man die Obstbäume im Frühjahr mit Seifenwasser bürstet, den Vögeln, die das schädliche Ungeziefer fernhalten, Nistmöglichkeiten aus Dornengestrüpp in Büschen oder ovale zweiteilige Kästchen aus Holz, die man im Frühjahr ausscheuern muss, die sicher netter als die ungeschickten Starenkästen sind, gibt und dass man ihnen dann auch immer einiges Zusatzfutter reichen muss, falls die Raupen knapp sind und wegen der Kirschen. – Der Zoo wird Euch und den Kindern im Sommer sicher viel Freude machen, und ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir beim nächsten Besuch einige von den dort gemachten Tierbildern zeigen könntet. Wie schön man mit dem Apparat Blumenbilder aufnehmen kann, habe ich ja im vorigen Jahr an der Fliederknospe gesehen. Nun danke ich Euch herzlich für Eure guten Wünsche für mich und hoffe, dass sie zu Eurer Freude auch in Erfüllung gehen werden. Neulich las ich in einem Buch über indische Denker einige Worte Buddhas: „Wenn einer seine Mutter auf der einen Schulter und seinen Vater auf der anderen Schulter herumträgt und so hundert Jahre alt würde, so hat er damit immer noch nicht den Eltern Dank gezeigt und deren Wohltat vergolten.“ Eure Lilo
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Liselotte Herrmann 17. April 1938 Ich lese gerade wieder ein schönes Buch von Stifter, auch sonst geht es mir, wie immer, gut. Es ist ja sehr schön, dass der Walter sich so gut allein beschäftigen kann, und der Garten ist ja wohl für einen so kleinen Kerl groß genug. Überhaupt der Garten, der hat mir‘s, glaub‘ ich, am meisten angetan. Darum hat mir auch sicher der Nachsommer von Stifter so gut gefallen, weil er auch besonders von einem sehr schönen Garten handelt. Ich hatte ja schon beim letzten Besuch einiges davon erzählt, was ich daraus gelernt habe: wie man die Obstbäume im Frühjahr mit Seifenwasser bürstet, den Vögeln, die das schädliche Ungeziefer fernhalten, Nistmöglichkeiten aus Dornengestrüpp in Büschen oder ovale zweiteilige Kästchen aus Holz, die man im Frühjahr ausscheuern muss, die sicher netter als die ungeschickten Starenkästen sind, gibt und dass man ihnen dann auch immer einiges Zusatzfutter reichen muss, falls die Raupen knapp sind und wegen der Kirschen. – Der Zoo wird Euch und den Kindern im Sommer sicher viel Freude machen, und ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir beim nächsten Besuch einige von den dort gemachten Tierbildern zeigen könntet. Wie schön man mit dem Apparat Blumenbilder aufnehmen kann, habe ich ja im vorigen Jahr an der Fliederknospe gesehen. Nun danke ich Euch herzlich für Eure guten Wünsche für mich und hoffe, dass sie zu Eurer Freude auch in Erfüllung gehen werden. Neulich las ich in einem Buch über indische Denker einige Worte Buddhas: „Wenn einer seine Mutter auf der einen Schulter und seinen Vater auf der anderen Schulter herumträgt und so hundert Jahre alt würde, so hat er damit immer noch nicht den Eltern Dank gezeigt und deren Wohltat vergolten.“ Eure Lilo
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