An die Nachwelt

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Nachwort
26. März 1943
Marie Kuderikova
Meine teuren Eltern, mein geliebtes Mütterchen und Väterchen, meine einzige Schwester und kleiner Bruder. Teuerste Großmutter und Tante, meine Freunde, liebe, teure Bekannte. Meine Familie. Ihr alle teuer in dem, was in meinem Herzen das Liebste ist. Ich nehme Abschied von Euch, ich grüße Euch, ich liebe Euch. Weint nicht, ich weine nicht. Ohne Klagen, ohne Angstbeben, ohne Schmerz gehe ich fort, schon, schon gelange ich zu dem, was doch nur Ziel, nicht Mittel sein sollte. Zum Scheiden von Euch, und doch nur zur völligen Annäherung, zum Einswerden mit Euch. So wenig kann ich von meiner Liebe geben, nur die ernsteste Versicherung ihrer Tiefe und Innigkeit. Innigsten Dank. Heute, am 26. III. 43, um halb sieben Uhr abends, zwei Tage, nachdem ich mein 22. Lebensjahr erreicht habe, atme ich zum letzten Male. Und doch, bis zum letzten Augenblick: leben und glauben.
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Marie Kuderikova 26. März 1943 Meine teuren Eltern, mein geliebtes Mütterchen und Väterchen, meine einzige Schwester und kleiner Bruder. Teuerste Großmutter und Tante, meine Freunde, liebe, teure Bekannte. Meine Familie. Ihr alle teuer in dem, was in meinem Herzen das Liebste ist. Ich nehme Abschied von Euch, ich grüße Euch, ich liebe Euch. Weint nicht, ich weine nicht. Ohne Klagen, ohne Angstbeben, ohne Schmerz gehe ich fort, schon, schon gelange ich zu dem, was doch nur Ziel, nicht Mittel sein sollte. Zum Scheiden von Euch, und doch nur zur völligen Annäherung, zum Einswerden mit Euch. So wenig kann ich von meiner Liebe geben, nur die ernsteste Versicherung ihrer Tiefe und Innigkeit. Innigsten Dank. Heute, am 26. III. 43, um halb sieben Uhr abends, zwei Tage, nachdem ich mein 22. Lebensjahr erreicht habe, atme ich zum letzten Male. Und doch, bis zum letzten Augenblick: leben und glauben.
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