An die Nachwelt

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22. April 1944
Renata Laqueur
In meinen Fieberträumen entwerfe ich unentwegt Modellkleider. Vor mir steht ein rotblondes Mädchen in hellgrauem Rock, dunkelgrüner Seidenbluse und weißem „Palmbeach-Jäckchen“. Mit ihren langen, braunen Beinen steigt sie in ein Auto, das sie zu einem „weekend“ an die See bringt. Ich rieche den kräftigen, salzigen Meereswind, er ist stärker als der Gestank der Kohlrabi hier, übertönt das „Achtung“ und lässt mich Strohmatratze und Heimweh vergessen. Die Schwester sagt, ich habe immer noch Temperatur, 39,5°, aber ich spüre eine Besserung. Paul ist ebenfalls krank. Ich habe ihn seit vier Tagen nicht gesehen.
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Renata Laqueur 22. April 1944 In meinen Fieberträumen entwerfe ich unentwegt Modellkleider. Vor mir steht ein rotblondes Mädchen in hellgrauem Rock, dunkelgrüner Seidenbluse und weißem „Palmbeach-Jäckchen“. Mit ihren langen, braunen Beinen steigt sie in ein Auto, das sie zu einem „weekend“ an die See bringt. Ich rieche den kräftigen, salzigen Meereswind, er ist stärker als der Gestank der Kohlrabi hier, übertönt das „Achtung“ und lässt mich Strohmatratze und Heimweh vergessen. Die Schwester sagt, ich habe immer noch Temperatur, 39,5°, aber ich spüre eine Besserung. Paul ist ebenfalls krank. Ich habe ihn seit vier Tagen nicht gesehen.
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