An die Nachwelt

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Januar 1942
Richard Zach
Was soll ich um mein Leben rechten? Ich hab’ gewagt, hab nicht gefragt, ob’s gut ist, wenn man alles wagt, und ob die Taten Zinsen brächten! Bequemer wäre es gewesen, den Kopf zu senken, klug zu lächeln, die Knie verrenken, Demut fächeln und kein verbot’nes Buch zu lesen. Die Möglichkeit stand häufig offen, sich wirklich gut und weich zu betten, den eignen schönen Kopf zu retten und auf Beförderung zu hoffen. Ich bin einen anderen Weg gegangen. Verzeiht – es tut mir gar nicht leid, obwohl es elend steht zur Zeit. – Wird keiner um sein Leben bangen, der weiß, wozu er es verwendet, bedachte, was sein Glaube wiegt. Er hat am Ende doch gesiegt, und wenn er auf der Richtbank endet! Die Stunden vorher und die Tage – Nicht ihre Zahl, nur ihr Gehalt – Lässt trotzen jeglicher Gewalt, gewährt uns Kraft in schwerster Lage. Es leben manche hundert Jahre, das heißt, sie schlängeln sich dahin. Gegönnt sein ihnen ihr Gewinn Und eine schöne Totenbahre. Ich habe heute viel verloren, wer weiß, verlier’ ich noch den Kopf. Doch tauscht’ ich nicht mit einem solchem Tropf Und würd’ ich noch einmal geboren. Ich ahnte, wie die Feinde seien, erhoffte nie ein leichtes Spiel. Doch was ich will, ist viel zu viel! Was soll ich um mein Leben schreien?
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Richard Zach Januar 1942 Was soll ich um mein Leben rechten? Ich hab’ gewagt, hab nicht gefragt, ob’s gut ist, wenn man alles wagt, und ob die Taten Zinsen brächten! Bequemer wäre es gewesen, den Kopf zu senken, klug zu lächeln, die Knie verrenken, Demut fächeln und kein verbot’nes Buch zu lesen. Die Möglichkeit stand häufig offen, sich wirklich gut und weich zu betten, den eignen schönen Kopf zu retten und auf Beförderung zu hoffen. Ich bin einen anderen Weg gegangen. Verzeiht – es tut mir gar nicht leid, obwohl es elend steht zur Zeit. – Wird keiner um sein Leben bangen, der weiß, wozu er es verwendet, bedachte, was sein Glaube wiegt. Er hat am Ende doch gesiegt, und wenn er auf der Richtbank endet! Die Stunden vorher und die Tage – Nicht ihre Zahl, nur ihr Gehalt – Lässt trotzen jeglicher Gewalt, gewährt uns Kraft in schwerster Lage. Es leben manche hundert Jahre, das heißt, sie schlängeln sich dahin. Gegönnt sein ihnen ihr Gewinn Und eine schöne Totenbahre. Ich habe heute viel verloren, wer weiß, verlier’ ich noch den Kopf. Doch tauscht’ ich nicht mit einem solchem Tropf Und würd’ ich noch einmal geboren. Ich ahnte, wie die Feinde seien, erhoffte nie ein leichtes Spiel. Doch was ich will, ist viel zu viel! Was soll ich um mein Leben schreien?
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