An die Nachwelt

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[undatiert]
Rudolf Hallmeyer
Meine Lieben! Als ich Euch vor 14 Tagen vom Erhalt meiner Anklageschrift schrieb, hoffte ich, Euch auch rechtzeitig meinen Termin mitteilen zu können. Wider meines und auch meines Rechtsanwalts Erwarten ging jedoch alles viel schneller. Ich erfuhr erst am 31. 7., dass ich am 5. 8. Verhandlung in meiner Sache habe, und so ist nun die Entscheidung gefallen, und sie ist die härteste, die es geben kann. Inwieweit Euch Herr Dr. Heinz Bergmann, mein Verteidiger, etwas mitgeteilt hat, weiß ich nicht, und einmal müsst Ihr es ja erfahren. An Dich, liebes Gretelein, richte ich den Brief, weil es mir gar so schwer fällt, den Eltern, und unserer lieben Mutter insbesondere, die harte Entscheidung so überraschend mitzuteilen. Du bist noch jünger und auch stark genug, um diesen ersten Schmerz, wenn er Dich allein trifft, auch zu überwinden. So hat also der 1. Senat des „Volksgerichtshofes“ auf die Höchststrafe erkannt, das heißt, ich werde meinen letzten Gang gehen müssen. Das Gesetz war gegen mich, und das Urteil ist endgültig, es gibt keinen Einspruch, nur der ungewisse Gnadenweg bleibt. – Ich bin ruhig und gefasst, wenn auch mein Herz gar so schwer wird, wenn ich an Mutter, die liebe, gute, denke und an Euch alle in der Heimat und an den Schmerz, der Euch gerade jetzt treffen muss. Ich kann Dich, liebes Mütterlein, und Euch alle meine Lieben nur bitten, seid auch weiterhin tapfer, tapfer, tapfer und tragt alles aufrecht. Ich verspreche Euch gewiss, alles unverzagt bis zum Letzten zu tragen.
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Reiner Text
Rudolf Hallmeyer [undatiert] Meine Lieben! Als ich Euch vor 14 Tagen vom Erhalt meiner Anklageschrift schrieb, hoffte ich, Euch auch rechtzeitig meinen Termin mitteilen zu können. Wider meines und auch meines Rechtsanwalts Erwarten ging jedoch alles viel schneller. Ich erfuhr erst am 31. 7., dass ich am 5. 8. Verhandlung in meiner Sache habe, und so ist nun die Entscheidung gefallen, und sie ist die härteste, die es geben kann. Inwieweit Euch Herr Dr. Heinz Bergmann, mein Verteidiger, etwas mitgeteilt hat, weiß ich nicht, und einmal müsst Ihr es ja erfahren. An Dich, liebes Gretelein, richte ich den Brief, weil es mir gar so schwer fällt, den Eltern, und unserer lieben Mutter insbesondere, die harte Entscheidung so überraschend mitzuteilen. Du bist noch jünger und auch stark genug, um diesen ersten Schmerz, wenn er Dich allein trifft, auch zu überwinden. So hat also der 1. Senat des „Volksgerichtshofes“ auf die Höchststrafe erkannt, das heißt, ich werde meinen letzten Gang gehen müssen. Das Gesetz war gegen mich, und das Urteil ist endgültig, es gibt keinen Einspruch, nur der ungewisse Gnadenweg bleibt. – Ich bin ruhig und gefasst, wenn auch mein Herz gar so schwer wird, wenn ich an Mutter, die liebe, gute, denke und an Euch alle in der Heimat und an den Schmerz, der Euch gerade jetzt treffen muss. Ich kann Dich, liebes Mütterlein, und Euch alle meine Lieben nur bitten, seid auch weiterhin tapfer, tapfer, tapfer und tragt alles aufrecht. Ich verspreche Euch gewiss, alles unverzagt bis zum Letzten zu tragen.
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