An die Nachwelt

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[undatiert]
Salmen Gradowski
Man hört den monotonen Widerhall der stoßenden Räder, er legt sich auf die Herzen wie eine schwere Last und harmoniert ausgezeichnet mit der Stimmung des Unheimlichen. Es scheint, dass die Fahrt schon eine Ewigkeit dauert. Also sind wir in den ewigen, wandernden jüdischen Zug eingestiegen, der von Fremden geleitet wird. Wir müssen in ihn einsteigen und hängen von ihrem Willen und ihrer Laune ab. [...] Siehst du, mein Freund, wie sie am kleinen Waggonfenster stehen, diese Menschen, wie angeschmiedet und in die freie Welt hinausschauen. Jeder von ihnen möchte seinen nach allen Seiten hinlaufenden Blick sättigen, als ob er voraussähe, dass er alles zum letzten Male sieht. Man hat den Eindruck, wir säßen in einer rollenden Festung, an der ein Filmband mit vielfarbigen Bildern der Welt vorbeiläuft, der die im Waggon gefangenen Menschen verabschiedet. Es sieht danach aus, als ob die Welt ihnen sagen möchte: „Sättige deinen Blick, solange du mich noch siehst, denn ich zeige mich dir zum letzten Mal.“
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Salmen Gradowski [undatiert] Man hört den monotonen Widerhall der stoßenden Räder, er legt sich auf die Herzen wie eine schwere Last und harmoniert ausgezeichnet mit der Stimmung des Unheimlichen. Es scheint, dass die Fahrt schon eine Ewigkeit dauert. Also sind wir in den ewigen, wandernden jüdischen Zug eingestiegen, der von Fremden geleitet wird. Wir müssen in ihn einsteigen und hängen von ihrem Willen und ihrer Laune ab. [...] Siehst du, mein Freund, wie sie am kleinen Waggonfenster stehen, diese Menschen, wie angeschmiedet und in die freie Welt hinausschauen. Jeder von ihnen möchte seinen nach allen Seiten hinlaufenden Blick sättigen, als ob er voraussähe, dass er alles zum letzten Male sieht. Man hat den Eindruck, wir säßen in einer rollenden Festung, an der ein Filmband mit vielfarbigen Bildern der Welt vorbeiläuft, der die im Waggon gefangenen Menschen verabschiedet. Es sieht danach aus, als ob die Welt ihnen sagen möchte: „Sättige deinen Blick, solange du mich noch siehst, denn ich zeige mich dir zum letzten Mal.“
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