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Reiner Text
Sjunja Deresch
14. April 1944
Von unserer Ortschaft ist eine knappe Hälfte übriggeblieben. Und wozu ist sie überhaupt übriggeblieben? Es wäre besser, wenn es sie nicht gäbe, wenn es all das nicht gäbe, wenn ich nicht geboren wäre! [...]
In Isjaslawl gibt es nur noch mich und Feldman, Kiwa,
unseren Nachbarn – sonst niemanden mehr von den 8 000 Menschen. Alle sind tot: meine liebe Mama und mein lieber Papa, mein lieber Bruder Sjama, Isa, Sarah, Boruch... Ihr lieben, guten Menschen, wie schlimm ist es euch ergangen!... [...]
Ich bin dreimal aus dem Konzentrationslager geflohen und habe, als ich bei den Partisanen war, wiederholt dem Tod ins Auge gesehen. Lediglich die Kugel eines Fritzen hat mich kampfunfähig gemacht. Doch ich bin schon wieder gesund – das Bein ist ausgeheilt, und ich werde den Feind aufspüren, für alles Rache üben. Ich möchte mich mit Ihnen treffen, und sei es nur für fünf Minuten. [...]
Das ist ein zusammenhangloser Brief geworden, ebenso zusammenhanglos, traurig und nutzlos wie mein Leben.
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