An die Nachwelt

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[undatiert]
[unbekannt]
Als die Transporte aus Będzin und Sosnowiec eintrafen, war darunter ein Rabbiner in vorgerücktem Alter. Ein enger Kreis wusste, dass sie zum Tode fuhren. Der Rabbiner ging in den Auskleideraum und dann in den Bunker, indem er tanzte und sang. Er hat einen rühmlichen Tod für seinen Glauben gefunden. Zwei ungarische Juden fragten ein Mitglied des Sonderkommandos: „Sollen wir das Widduj (Sündenbekenntnis) hersagen?” Jener antwortete, dass ja. Da zogen sie eine Flasche Schnaps heraus und tranken ihn in großer Freude den „Lechaim“ zum Wohle, worauf sie ein Mitglied des Kommandos inständig zu nötigen begannen, mit ihnen zusammen zu trinken. Dieser, aufs tiefste beschämt, wehrte sich und wollte nicht trinken. Aber sie ließen ihn nicht in Ruhe: „Du musst unser Blut rächen, du musst leben, also zum Wohl!“, „Wir verstehen dich“. Und lange sprachen sie ihm ihre Wünsche aus. Da trank er mit ihnen zusammen und war dabei so tief gerührt, dass er schrecklich zu weinen begann. Aufgeregt lief er vor das Krematorium und weinte lange Zeit bitterlich. „Zu lange, Kameraden, haben wir gewartet, schon allzu viele Juden hat man verbrannt, zerstören wir alles und sterben wir für unseren Glauben!“
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[unbekannt] [undatiert] Als die Transporte aus Będzin und Sosnowiec eintrafen, war darunter ein Rabbiner in vorgerücktem Alter. Ein enger Kreis wusste, dass sie zum Tode fuhren. Der Rabbiner ging in den Auskleideraum und dann in den Bunker, indem er tanzte und sang. Er hat einen rühmlichen Tod für seinen Glauben gefunden. Zwei ungarische Juden fragten ein Mitglied des Sonderkommandos: „Sollen wir das Widduj (Sündenbekenntnis) hersagen?” Jener antwortete, dass ja. Da zogen sie eine Flasche Schnaps heraus und tranken ihn in großer Freude den „Lechaim“ zum Wohle, worauf sie ein Mitglied des Kommandos inständig zu nötigen begannen, mit ihnen zusammen zu trinken. Dieser, aufs tiefste beschämt, wehrte sich und wollte nicht trinken. Aber sie ließen ihn nicht in Ruhe: „Du musst unser Blut rächen, du musst leben, also zum Wohl!“, „Wir verstehen dich“. Und lange sprachen sie ihm ihre Wünsche aus. Da trank er mit ihnen zusammen und war dabei so tief gerührt, dass er schrecklich zu weinen begann. Aufgeregt lief er vor das Krematorium und weinte lange Zeit bitterlich. „Zu lange, Kameraden, haben wir gewartet, schon allzu viele Juden hat man verbrannt, zerstören wir alles und sterben wir für unseren Glauben!“
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