An die Nachwelt

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18. Oktober 1943
Wilhelm Boller
Meine lieben Eltern, Geschwister, Kinder und alle Ihr Lieben! Wenn Ihr diesen Brief erhaltet, weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Der Reichsminister für Justiz hat von seinem Gnadenrecht keinen Gebrauch gemacht. Das Schicksal hat es also gewollt, dass ich nie wieder zu Euch zurückkehren soll. Meine geliebten Eltern. Nachdem Ihr bei den Luftangriffen alles verloren habt, müsst Ihr nun auch Euren Jungen verlieren. Die letzten Stunden kommen nun für mich, aber ich werde alles tapfer ertragen. Als ehrlicher Mensch bin ich von Euch erzogen worden, als ehrlicher Mensch werde ich sterben. Ich danke Euch von Herzen für die gute Kinderzeit und Erziehung. Nie in meinem Leben habe ich jemanden belogen und betrogen. Ich wollte nur das Beste für die Menschen. Liebe Eltern! Seid tapfer und standhaft, erzieht meine Kinder zu ordentlichen und tüchtigen Menschen, auch sie sollen ihren Vater nie vergessen. Meine Gedanken sind bei meinen Geschwistern, grüßt mir Marianne, Robert und Walter. Grüßt mir auch alle Verwandten. Und nun zu meiner geliebten Kamma. Ich danke Kamma für alles Gute, was sie für mich getan hat. Das Glück war nur kurz, nie soll ich wieder zu ihr zurückkehren. Meine Sachen und Papiere kann sie später an Euch senden. Allen lieben Menschen, die gut zu mir waren, danke ich von Herzen. Grüßt mir all die guten Menschen, Kamma soll auch die Lieben in Jütland grüßen. Meine letzten Gedanken weilen auch bei dem kleinen Willi dort oben. Liebe Eltern, ich danke Euch für alle Bemühungen und Schritte, die Ihr unternommen habt. Euer Besuch war eine große Freude für mich. Nochmals seid tapfer. Ich wünsche Euch, den Geschwistern, den Verwandten und allen lieben Menschen alles Gute für die Zukunft. Den Frieden kann ich nicht mehr miterleben. Nun will ich den Brief schließen, lebt wohl, meine Lieben, und vergesst mich nie. Ich küsse Euch und sende die letzten Grüße. Willi Mama, Papa! Seid tapfer und standhaft.
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Wilhelm Boller 18. Oktober 1943 Meine lieben Eltern, Geschwister, Kinder und alle Ihr Lieben! Wenn Ihr diesen Brief erhaltet, weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Der Reichsminister für Justiz hat von seinem Gnadenrecht keinen Gebrauch gemacht. Das Schicksal hat es also gewollt, dass ich nie wieder zu Euch zurückkehren soll. Meine geliebten Eltern. Nachdem Ihr bei den Luftangriffen alles verloren habt, müsst Ihr nun auch Euren Jungen verlieren. Die letzten Stunden kommen nun für mich, aber ich werde alles tapfer ertragen. Als ehrlicher Mensch bin ich von Euch erzogen worden, als ehrlicher Mensch werde ich sterben. Ich danke Euch von Herzen für die gute Kinderzeit und Erziehung. Nie in meinem Leben habe ich jemanden belogen und betrogen. Ich wollte nur das Beste für die Menschen. Liebe Eltern! Seid tapfer und standhaft, erzieht meine Kinder zu ordentlichen und tüchtigen Menschen, auch sie sollen ihren Vater nie vergessen. Meine Gedanken sind bei meinen Geschwistern, grüßt mir Marianne, Robert und Walter. Grüßt mir auch alle Verwandten. Und nun zu meiner geliebten Kamma. Ich danke Kamma für alles Gute, was sie für mich getan hat. Das Glück war nur kurz, nie soll ich wieder zu ihr zurückkehren. Meine Sachen und Papiere kann sie später an Euch senden. Allen lieben Menschen, die gut zu mir waren, danke ich von Herzen. Grüßt mir all die guten Menschen, Kamma soll auch die Lieben in Jütland grüßen. Meine letzten Gedanken weilen auch bei dem kleinen Willi dort oben. Liebe Eltern, ich danke Euch für alle Bemühungen und Schritte, die Ihr unternommen habt. Euer Besuch war eine große Freude für mich. Nochmals seid tapfer. Ich wünsche Euch, den Geschwistern, den Verwandten und allen lieben Menschen alles Gute für die Zukunft. Den Frieden kann ich nicht mehr miterleben. Nun will ich den Brief schließen, lebt wohl, meine Lieben, und vergesst mich nie. Ich küsse Euch und sende die letzten Grüße. Willi Mama, Papa! Seid tapfer und standhaft.
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